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1. Geschichte des Mittelalters - S. 300

1888 - Wiesbaden : Kunze
300 Vierte Periode des Mittelalters. teiche in den antiken Bädern, auf runder oder vieleckiger Grundlage mit einer Kuppel überwölbt waren. Aber erst die byzantinische Kunst wandte die Kuppel als Grundelement ihres gesamten Kirchenbaues an, und zwar in der Art, daß sich um eine Hauptkuppel in der Mitte, an welche sich (meist 2 oder 4) Halbkuppeln anlehnen, die andern Räume gruppieren. Selbständig entwickelt erscheint der byzantinische Stil erst im 6. Jahrhundert; er ist in den Ländern der griechischen Kirche mit orientalischen und anderen Einflüssen vermischt bis auf den heutigen Tag in Übung; in diesem Stile sind die Sophienkirche in Konstantinopel, die Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem und das Münster zu Aachen errichtet, ebenso kann die Markuskirche in Venedig, bei welcher verschiedene Stilarten verbunden sind, dazu gezählt werden. Der romanische Stil bildet die Grundform der altchristlichen Basilika weiter aus. Neben den älteren, flachgedeckten Basiliken erheben sich bald Kirchen mit Kreuzgewölben. Zwei Reihen Pfeiler oder Säulen, die durch Bogen verbunden sind und deshalb Arkaden genannt werden, teilen das Langhaus in drei Räume, deren mittlerer, das Mittelschiff, gewöhnlich doppelt so hoch und breit ist, als die Seitenschiffe. An das Quer schiss wird in der Längenachse des Gebäudes ein Raum von der Höhe und Breite des Mittelschiffes angefügt, der wie eine Fortsetzung desselben über das Querschiff hinaus erscheint und mit der halbkreisförmigen Apsis schließt. Dieser für die chorsingende Geistlichkeit bestimmte Raum heißt der hohe Chor. Sein Fußboden ist, wenn unter ihm eine Krypta angelegt ist, um mehrere Stufen gegen den der übrigen Kirche erhöht. In der Apsis steht der Hochaltar. Durch die Anlage des Chores erhält die Kirche die Form eines lateinischen Kreuzes. Gewöhnlich befinden sich zwei Türme an der Westseite der romanischen Kirchen, oder sie stehen in den von Querschiff und Chor gebildeten Ecken. Über der Vierung erhebt sich oft ein sechs- oder achteckiger Kuppelturm. Die Mehrzahl der Türme ist von quadratischer Grundform, die oben bisweilen in ein Achteck übergeht; seltener sind runde Türme. Die Bedachung der Türme ist gewöhnlich pyramidenförmig, vier- oder achtseitig; über den Seiten der Türme erheben sich oft stumpfe Giebel, zwischen denen der Helm aufsteigt. Alle Wölbungen in Thüren, Fenstern und Arkaden sind im Rundbogen ausgeführt und, von breiter unterer Fläche ausgehend, in die Mauerdicke eingeschrägt. Verzierungen des Äußern sindlisenen, senkrechte Mauerleisten, und der Rundbogenfries. Der romanische Stil blühte ungefähr vom Jahr 1000 bis gegen 1250 und

2. Geschichte des Mittelalters - S. 291

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. 291 bild der Stadt umzog ein Landgraben oder eine Landwehr, die Zugänge dazu waren mit Warten besetzt, auf welchen die Wächter nach den Hauptlandstraßen lugten, um durch festgestellte Zeichen jede Gefahr oder das Herannahen reisender Meßleute an-zukünden, damit man sich in der Stadt wahre oder den Kaufleuten ein bewaffnetes Geleit entgegensende. Im Innern der Stadt sah man enge, krumme Straßen, welche zuweilen ohne Ausgang waren. Die Wohnungen der Bürger waren äußerst einfach aus Holz und Lehm, Stroh und Rohr aufgeführt und bestanden aus mehreren Stockwerken, welche je höher je weiter in die Gasse hereinragten und Licht und Lust den Straßen benahmen. Diese Bauart begünstigte die Feuersbrünste, welche die Städte zuweilen furchtbar heimsuchten und eine neue Bauordnung bedingten. Während aber die Wohnungen der Bürger nach innen und außen den Eindruck der größten Einfachheit machten, fielen die öffentlichen Gebäude ins Auge, insbesondere das Rathaus mit feinem Turme, in welchem die Uhr und das Ratsglöcklein sich befand, die Kirchen, Kaufhallen und Zunfthäuser. Auch diese waren anfangs von Holz gebaut und hatten Fenster aus Tuch, welche erst später mit gläsernen vertauscht wurden. Rauchfänge und Schornsteine kannte man anfangs nicht; durch offen gelassene Lücken mußte der Rauch sich einen Ausweg suchen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt es schon häufig vor, „daß die Gebäude aus gevierten Steinen aufgeführt und von ansehnlicher Höhe find. Die Zimmer sind mit Holz getäfelt; man trifft Sommer- und Winterzimmer, Säle und Säulengänge. Die Straßen sind schön, nicht breit, aber mit Backsteinen glatt gepflastert." Paris soll schon um 1185 das erste Beispiel der Straßenpflasterung gegeben haben. Unter den deutschen Städten galten Nürnberg, Augsburg, Köln und Wien für schöner als Paris. Privatleben der Bürger. Die Hausgeräte der Zeit waren einfach und roh gearbeitet. Beim Mittagsmahle aßen Mann und Frau aus einer Schüssel; ein oder zwei Becher reichten für eine Familie aus. Messer und Gabel waren noch wenig in Gebrauch, man bediente sich des Löffels oder bei trockener Speise der Hand. Zu Mittag aß man um 11 Uhr, zu Abend um 6 Uhr; gewöhnlich trank man nur Bier und Obstwein. Diese Einfachheit in der häuslichen Lebensweise schwand bei festlichen Anlässen und machte einer großen Üppigkeit Platz. Insbesondere waren es die Hoch-Zeiten, an welchen ein so bedenklicher Aufwand in Speise und 19*

3. Geschichte des Mittelalters - S. 298

1888 - Wiesbaden : Kunze
298 Vierte Periode des Mittelalters. die Spuren des Verfalles der dichterischen Technik an sich. Der bei Maximilian I. schon erwähnte „Teuerdank" und „Weiskunig" zeigen, daß die Zeit für das Epos vorüber war. Dagegen beginnt bei größerer Teilnahme an den öffentlichen Ereignissen aus den kirchlichen und Fastnachtsspielen das Drama sich zu entwickeln, worin Hans Rosenplüt und Hans Folz aus Nürnberg sich zuerst hervorthun. Die Erkenntnis vielfacher Irrtümer und Schwächen im Leben, die Auflehnung des Volkswitzes gegen die Hierarchie und das Hofleben rief Satiren hervor, unter denen Reineke Fuchs, Till Eulenspiegel und das Narrenschiff des Sebastian Br ant (f 1522), Murners Schelmenzunft und Narren-befchwörung hervorzuheben sind. Die Prosa erhielt ihre erste Ausbildung teils durch berühmte Kanzelredner, wie David von Augsburg (f 1271), B erthold von Regensburg (f 1272), Johanntauler(-f 1361), und Johanngeiler von Kaisersberg (t 1510), teils durch zahlreiche Chronisten. Unter den letzteren sind besonders hervorzuheben: Konrad Justinger von Bern (t 1426), Melchior Ruß aus Luzern, Johann Stumpf aus Bruchsal, Petermann Etter lin aus Luzern, welche die Geschichte der Eidgenossenschaft niederschrieben. Diebold Schilling aus Bern beschrieb den Burgunderkrieg, der Stadtschreiber Tillmann und Johann Gensbein verfaßten die Chronik von Limburg, Jakob Twinger von Königshofen eine elfässische und Johannes Rothe, ein Mönch zu Eisenach, eine thüringische Chronik. Die Baukunst stand während des Mittelalters vorzugsweise im Dienste der christlichen Kirche. Wie die Araber den maurischen Stil (§. 12) ausbildeten, so war auch der kirchliche Sinn unter der Christenheit besonders der Baukunst günstig, und viele herrliche Dome, welche noch bis heute von dem Fleiße, der Frömmigkeit und dem Kunstsinne jener Zeit zeugen, erfüllen uns mit Staunen und Bewunderung. Man unterscheidet in der christlichen Baukunst des Mittelalters außer dem Basilikastil drei Hauptstile: den byzantinischen, den romanischen und den gotischen Stil. Die Basilika war das Muster für die ersten, unter Konstantin dem Großen erbauten christlichen Kirchen und wurde in späterer Zeit mannigfach umgebildet. Die Basiliken d. h. königliche Hallen dienten bei den Römern dem kaufmännischen Verkehr und der bürgerlichen Rechtspflege. Sie bestanden aus zwei Teilen, dem länglichen Raume für die Leute, welcher gewöhnlich mit Säulenreihen und Galerien an den Seiten versehen war, und dem Sitze für die

4. Geschichte des Mittelalters - S. 299

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 299 Richter, dem Tribunal, welches sich an den ersteren Raum in Form eines Halbkreises in bescheidener Größe anlehnte. Die Stelle, welche in der Basilika das Tribuual einnahm, die Apsis, erhielt in der Kirche der Altar, sowie die Sitze für die Geistlichkeit; in dem länglichen, größeren Raum, welcher durch die beiden Säulenreihen in drei Schiffe mit flachen Holzdecken geteilt wurde, versammelte sich die Gemeinde. Im Lause der Zeit erlaubte sich die Baukunst allerlei Änderungen dieses ursprünglichen, einfachen Grundrisses, indem sie das Mittelschiff höher führte als die mit Rundfenstern und einem Pultdache versehenen beiden Seitenschiffe, die Wände in der Höhe mit Fenstern durchbrach, die Säulen durch Halbkreisbogen verband und zwischen Apsis und Langschiffen ein Quersch iss von der Höhe und Breite des Hauptschiffes ausführte und auch wohl unter dem Hauptaltar eine Gruftkirche (Krypta) zur Aufbewahrung der Gebeine des Hauptheiligen erbaute. Vor dem Haupteingang wurde häufig ein Vor Hof (Atrium) angelegt, der von einem Säulengang (Portikus) umschlossen wurde. In der Mitte desselben stand wohl ein Brunnen zum Reinigen der Hände vor dem Eintritt, als Symbol der inneren Reinigung, aus welchem Gebrauche später der des Besprengens mit Weihwasser entstand. Die Ausschmückung der Basilika schließt sich der architektonischen Form an. Die Säulen sind antiken Formen nachgebildet, am häufigsten der korinthischen, seltener ionischen. Die Mauern des Mittelschiffes, besonders aber den Triumphbogen und die Apsis bedeckte man mit Mosaiken oder Fresken. Die in der älteren Zeit üblichen symbolischen Darstellungen, wie das Lamm, der Hirsch, der gute Hirt, Jonas u. ct., später die kolossalen Gestalten Christi, der Apostel und Märtyrer aus leuchtendem Goldgründe bringen eine ernste, großartige Wirkung hervor. Statuen brachte man in den Basiliken nicht an, weil die Heiden solche in ihren Tempeln hatten. Der byzantinische Baustil. Auch im byzantinischen Reiche war zunächst die Basilika der Ausgangspunkt der kirchlichen Architektur. Wie in Rom, so erbaute Konstantin auch in seiner neuen Residenz und in anderen Städten seines Reiches mehrere flach gedeckte Basiliken. Im Laufe des 5. Jahrhunderts bildete sich dagegen im oströmischen Reiche allmählich ein auf anderen Grundlagen beruhender Stil, den man als eigentlich byzantinischen aufzufassen hat. Dieser ging von dem altrömischen Kuppelbaue aus. Zwar gab es auch in Italien gewisse kirchliche Gebäude, an welchen die Form der Kuppel vorherrschte; besonders sind dahin die Tauskapellen (Baptisterien) zu rechnen, welche, als Nachbildung der Schwimm-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 62

1888 - Wiesbaden : Kunze
62 Erste Periode des Mitttelalters. Sardinien, ltnteritalien, Afrika und Asien besuchten und durchkreuzten arabische Kaufleute. Zur See kamen sie nach Indien, China und die Ostküste von Afrika, von wo sie später den Europäern die Auffindung des Seewegs nach Ostindien (1498) erleichterten. In Ägypten zeigten sie ihre Meisterschaft im Aeldbau, indem sie durch kunstreiche Wasserwerke unfruchtbare Landstrecken mit dem Schlamme des Nil zu verbessern verstanden. In Oberägypten legten sie Bergwerke an, und in Unterägypten richteten sie eine In dustrie ein, welche die feinste Seide, Baumwolle, Leinwand, Teppiche, Mäntel, Reitzeug zc. lieferte. Auch Spanien hat nie mehr geblüht, als unter der Herrschaft der Araber; es verdankt ihnen die Einführung des Zuckerrohrs, der Seidenraupe und der Baumwollenstaude, die erneuerte Ausbeute ergiebiger Bergwerke und die Anlage großartiger Webereien und Spinnereien. Unter den Abassiden blühte Bagdad als Hauptstadt des morgenländischen Kalifats rasch auf. Es zählte 10000 Moscheen, ebensoviel öffentliche Bäder, 105 Brücken, 600 Kanäle, 400 Wassermühlen, 4000 Trinkanstalten, prächtige Paläste mit weitläufigen Gärten, kühlenden Springbrunnen und schattigen Säulengängen. Bagdad bildete den Mittelpunkt des arabischen Handels. Den Tigris abwärts ging die Aus- und Einfuhr über Bafra (Balfora), dem wichtigsten Pnnkte des arabischen Seehandels. Bagdad kamen an Luxus und Prachtbauten Cordova und Granada in Spanien gleich. Berühmt war die große Moschee von Cordova, das Hauptheiligtum Spaniens; sie maß 120 m in die Breite und 175 m in die Länge. Ein Dritteil nahm der Hof ein, das Übrige bestand aus 19 Schiffen mit 19 Pforten und 850 Säulen. Die 19 ehernen Thore waren mit Goldblech überzogen, der Boden der Kapelle von Gold und Silber und das Ganze durch zehntaufenb prachtvolle Lampen erhellt. Corbova besaß 600 Moscheen und 900 Seiber, außerdem noch in der Nähe der Stadt das Schloß Azz ahra. An biefem Palaste waren 4300 Säulen von verschiebenem Marmor, der Fußbobeu ein Marmortafelwerk von künstlicher Zeichnung, die Wände mit gleichem Schmuck und bunten Farben geziert, die Decken strahlten von Golb und Azur, die Ceberubalken zeigten reiches Schnitzwerk, in den Sälen stanben zierlich gefaßte Brunnen. In Sevilla erbauten die Kalifen den noch stehenben Turm Giralba, ein viereckiges Gebäube, von 14 m Breite und 46 m Höhe, auf welchem sich noch ein viereckiger Aufsatz von 10 m Höhe erhob, besten Spitze 4 große vergolbete Kugeln trug. Im Innern der dicken Mauer zieht sich eine Rampe bis zur Platte empor, sodaß man hinauf reiten kann. Den prächtigsten Schmuck maurischer Baukunst besaß Gr an ad a in seinem 1270 begonnenen Königsschloß Alhambra. Die Alhambra ist der obere befestigte ^eil der Stadt, ihre Mauern waren früher Festungs-maueru, hinter denen die Säulenhöfe des Luxusschlosses sich öffneten. An der Südseite lag der Hof Albe rea, 40 m lang und 18 m breit, bessert Mitte ein von Myrten beschattetes Bassin einnahm. Die untliegenben Gebäude enthielten große Säle mit Mauern von einer Dicke, daß die Fensternischen kleinen Gemächern glichen. Mittels reich verzierter Durchgänge kam man zu dem Löwenhof, dessen Säulenhalle bald einfache, bald zwei-bis viergekuppelte Säulen hat. In der Mitte des Hofes tragen 12 Löwen

6. Geschichte des Mittelalters - S. 63

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 12. Mohammed und die Araber. 63 aus schwarzem Marmor das Bassin; auf 218 weißen Marmorsäulen ruht das Dach der Galerien. Der arabische oder maurische Bau stil besteht aus einer anmutigen Vereinigung indischer, ägyptischer, griechischer und christlicher Elemente. Die Kuppel lernten die Araber in Ostindien und Vorderasien, den Spitzbogen in Ostindien und Ägypten kennen, die Hufeisenform erfanden sie selbst. Eigentümlich ist ihm die tapetenartige Verzierung der Wände, wo bunte Steine zu Arabesken zusammengesetzt sind oder rote, gelbe und goldene Figuren auf azurblauem Grunde einen prächtigen Teppich bilden. Diese Arabesken sind entweder geometrische Figuren oder Blumen-nnd Blattverschlinguugen. Da der Koran jede bildliche Darstellung untersagt, so bedeckte man die Wände mit goldenen Inschriften aus dem Koran. Seitdem die Residenz der Kalifen nach Damaskus verlegt worden war, lernten die Moslemin griechische Bildung kennen. Die griechischen Schriftsteller wurden ins Arabische übersetzt, und nach der Verlegung der Residenz nach Bagdad kamen persische und indische Elemente zu dieser arabisch-griechischen Wissenschaft. Die Heilkunde, Mathematik und Astronomie wurden mit solchem Eifer betrieben, daß die Araber ihre Lehrmeister bald übertrafen. Griechische Bücher und Gelehrte wanderten nach Bagdad. Die Araber suchten den Umfang der Erde zu berechnen und maßen bereits einen Breitengrad in der Ebene von Sandschar bei Palmyra. Auch astronomische Instrumente wurden gefertigt und Beobachtungen angestellt, welche für die neuere Astronomie von der größten Wichtigkeit geworden sind. Überall entstanden hohe Schulen, und durch die maurischen Lehrstühle zu Alexandria, Eordova, Toledo und Sevilla wnrden die Kenntnisse der Griechen und die eignen Entdeckungen auf dem Gebiete der Astronomie, der Mathematik und der Naturwissenschaften verbreitet. Die Namen Algebra, Alkohol, Zenith, Nabir und Chemie (Alchymie) sind arabischen Ursprungs, desgleichen auch die allgemein gebräuchlichen arabischen Ziffern. Mühlen, Sand- und Wasseruhren zc. lernte man von den Arabern kennen; in der Heilkunde waren sie den andern Nationen ebenfalls weit voraus. Auf dem Gebiete der Dichtkunst wurde die erzählende und lyrische Poesie eifrig gepflegt. Zur Zeit der Abasfiden entstanden die sogenannten arabischen Märchen, welche häufig zu Sammlungen vereinigt wurden; die bekannteste derselben ist „Tausend und eine Nacht". Die Geschichtschreiber führen fast von jedem Kalifen des Abafsidengeschlechts Verse und weise Aussprüche an. Unter den Dichtern sind besonders ausgezeichnet: der aus Basra stammende Araber Hariri (1054—1121) durch seine Mas anten (novellistischen Erzählungen); der Perser Firdttst (960—1030) als Verfasser des „Königsbuches" Schahname, in welchem in 60000 Versen nach alten Sagen und Chroniken die Thaten der persischen Herrscher bis zum Untergang der Sassaniden erzählt werden. Ein späterer Dichter ist Hafis (t 1389) aus Schiras, berühmt durch seine Lieder, Oden und Elegien, in welchen eine freie Weltanschauung in geistreicher Form zum Ausdruck gebracht ist.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 301

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 301 schuf die herrlichen Domkirchen zu Speier, Worms, Bambergs Mainz, die Apostelkirche und Maria am Kapitol zu Köln und viele andere in Deutschland und Italien. Der gotische Stil, auch Spitzbogenstil genannt, scheidet sich in der Schlußperiode der romanischen Kunst als eine neue, selbständige und eigentümliche Richtung von dieser aus. Seine Hauptmerkmale sind: 1) die durchgängige Anwendung des Spitzbogens, welcher weniger dicke Mauern als der Rundbogen bedarf, und daher hohe und schlanke Verhältnisse, das Aufwärts streben aller Teile herbeiführt; 2) die Konstruktion der Gewölbe als Gerippe durch gegliederte Kreuzgurten, in welche dreieckige Kappen als dünne Füllung eingespannt werden, Pfeiler und Strebepfeiler, welche die Teilung und Durchbrechung der Mauern bedingt. Der Chor, welcher den östlichen Teil der Kirche einnimmt, ist meistens drei- oder fünfseitig eingeschlossen. Da keine Krypta mehr angelegt wurde, so bedurfte der Boden des Chores, zu dem nur zwei oder drei Stufen führen, keiner bedeutenden Erhöhung mehr, und durch den eckigen Abschluß des Chores siel die Apsil weg. Bei großen Kirchen setzen sich die Abseiten um den Chor als niedrigerer Umgang fort; dazu kommt oft noch ein Kranz von sechs- oder achtseitigen Kapellen, die zwischen die Strebepfeiler des Umganges eingebaut sind. Das Querschiff, wenn ein solches vorhanden ist, trennt den Chor von den vorderen Räumen. Häufig wird auch ein bühnenartiger Bau von mäßiger Höhe, der Lettner (lectorium), zwischen die Pfeiler, welche den Anfang des Chores bezeichnen, eingezogen. Das Schiff ist gewöhnlich dreiteilig. Große Kirchen sind fünsschissig, kleine einschiffig, ohne Abseiten oder durch eine Pfeilerreihe in zwei Schiffe geteilt. Die Seitenschiffe find zuweilen, namentlich in der späteren Zeit, fast regelmäßig von gleicher Höhe mit dem Hauptschiffe. Die Grundform der Pfeiler ist eylindrisch, besetzt mit Halmsäulchen als Stützen der Gewölbegurten ; eine weitere reiche Ausbildung der Säulen oder Pfeiler, wodurch deren Cylinderform schwindet, nennt man Bündelpfeiler. Die Strebepfeiler, welche außen die Widerlage der Umfassungsmauern bilden, steigen in mehreren, von horizontalen Gesimsen (Wasserschlägen) getrennten Absätzen aus; oben sind sie schräg bedacht, giebelförmig oder endigen in eine S pitzsäule (Fiale). Die als Widerlage der Mittelschiffs-Gewölbe dienenden Strebepfeiler ruhen auf den Arkadenpfeilern; um ihren Widerstand gegen den Seitenschub der Gewölbe zu verstärken, schlug man von ihnen brücken-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 302

1888 - Wiesbaden : Kunze
302 Vierte Periode des Mittelalters. artig Strebebogen zu den Strebepfeilern der Umfassungsmauern. Die nach außen sich erweiternden Seitenmauern der Portale sind mit Säulchen oder Stäbchen, die sich ohne Unterbrechung herumziehen, besetzt. Der Eingang ist mit einem flachen Kleeblattbogen gedeckt, der meistens ein Relief trägt. Die Dächer sind hoch und steil; das Wasser aus den Dachrinnen wird durch Wasserspeier in Gestalt von (häufig phantastischen) Tieren weit von den Mauern weggeschleudert. Gewöhnlich stehen zwei Türme an der Westseite, seltener einer über der Fassade. In der Regel von viereckiger Grundform, steigen sie in mehreren Absätzen aus, gehen oben ins Achteck über, dessen Seiten in Giebel auslausen, und sind von einer achtseitigen, oft mit Maßwerk durchbrochenen Pyramide, dem Helm, bekrönt, dessen Spitze eine Kreuzblume bildet, die aus vier, ins Kreuz gestellten Krappen (dem Kohlblatt ähnlichen gezackten Blättern) besteht, über welchen sich eine geschlossene Knospe erhebt. Durch Giebel aus den Strebepfeilern und über den Fenstern, sowie durch Fialen, welche als Schluß aller freien, senkrechten Teile dienen, wird am Äußern die aufstrebende Bewegung des Ganzen vermehrt. Die Spitze der Giebel und die Pyramide der Fialen krönen ebenfalls Kreuzblumen. Krappen zieren auch die Giebelschenkel und die Kanten der Fialen; Bildsäulen mit Baldachinen stehen an den Pfeilern des Innern, sowie an den Strebepfeilern und an den Portalen, bei welchen die Kapitäle der Säulchen als Postamente der Figuren dienen. Bei reichen Anlagen der Portale sind die Hohlkehlen auch im Bogen mit Bildsäulen besetzt. Die übrigen Ornamente sind mannigfache geometrische Figuren (Maß- oder Stabwerk) oder der Pflanzenwelt entnommene Verzierungen (Distel, Epheu, Wein, Rose, Eichblatt). Namentlich das Bogenfeld der großen und hohen fpitzbogigen Fenster, welche durch gegliederte Stäbe mehrfach abgeteilt werden, ist mit Maßwerk ausgefüllt. Das Maßwerk der Rundfenster, die Ende des 13. und 14. Jahrhunderts öfters an der Fassade (nicht selten über dem Hauptportale), zuweilen auch im Chor angebracht wurden, bildet ein Rad oder eine Rosette. Die Glasmalerei schmückte die Fenster mit leuchtender Pracht. Die Elisabethkirche zu Marburg ist die älteste vollendete gotische Kirche; der Grundstein dazu wurde 1245 gelegt und der ganze Bau 1283 vollendet. Der Straßburger Münster, welchen Erwin von Steinbach , der Erbauer des gotischen Münsters von Freiburg im Breisgau, 1277 zu bauen begann und Meister Johann Hiltzen von Köln 1365 bis auf einen Turm vollendete, ferner der Dom zu Köln, der 1248

9. Geschichte des Mittelalters - S. 304

1888 - Wiesbaden : Kunze
304 Vierte Periode des Mittelalters. allgemeine Einführung der Ölmalerei zu danken ist, blieb nicht ohne Einfluß auf die zeichnenden und bildenden Künste in Deutschland. Im Gegensatz zu dem gotischen Stil sind bei umfassenderem Studium der Natur kurze gedrungene Gestalten mit individualisierten Gesichtszügen und Gebärden, das vorherrschend Geradlinige statt der früher geschwungenen Linien, und nach Papier-Modellen gebildete, in kleinliche, knitterige Falten gebrochene Gewänder von durcheinander geworfenen Massen charakteristisch. Diese veränderte Richtung tritt besonders an Gemälden und Schnitzwerken, weniger an Steinbildwerk und Gußwerken hervor, da jene meist bei der Ausartung des gotischen Stils stehen bleiben, bei diesen dagegen zum Teil die Einwirkung des neuen italienischen Stils unverkennbar ist. In der Malerei, welche in dieser Periode eine hohe Stufe erreicht, tritt an die Stelle der Wasser- und Temperafarben die Ölfarbe mit der durch sie bedingten blendenden Pracht. Die Anwendung des Goldgrundes verschwindet im Ansang des 16. Jahrhunderts, und statt des früheren teppichartigen Abschlusses zeigen die Bilder einen reichen Hintergrund, jedoch mit wenig entwickelter Perspektive. Dekorative Kunst. Die verschiedenen Perioden mittelalterlicher Kunst sind reich an prächtigen Geräten, welche meistens bis in die kleinsten Einzelheiten ihres Baues und ihrer Verzierung die charakteristischen Kennzeichen des zur Zeit ihrer Verfertigung herrschenden Stiles an sich tragen und nicht selten durch reiche Erfindung und feine Ausführung der Formen sich auszeichnen. Dergleichen sind: Elfenbeinschnitzereien zu Buchdeckeln und Altärchen, Kreuze, Kelche, Monstranzen, Altarleuchter, Lampen, Rauchfässer, Siegel und dgl. m. Die bildende Kunst verschönerte die Kanzeln, Altäre, Taufbecken und Sarkophage. Wichtige Kunstdenkmale sind die den verschiedenen Epochen angehörenden Miniaturbilder und Initialen der Evangelien- und Meßbücher re., welche sich oft durch hohe Schönheit der Zeichnung und lebhafte Farbenpracht auszeichnen. Die Kupferstecherkunst ist gleichzeitig mit der Buchdrucker-kunst entstanden. Sie ist, nach den erhaltenen Kupferstichen zu urteilen, eine deutsche Erfindung. Zwar wurden schon in den ältesten Zeiten und auch im frühen Mittelalter Figuren und Ornamente in Metallplatten eingegraben, allein erst gegen Mitte des 15. Jahrhunderts wurden, und zuerst in Deutschland, Kupferplatten mit dem Grabstichel zu dem Zwecke gestochen, um von denselben Abdrücke aus Papier zu nehmen. Der älteste, mit einer Jahreszahl bezeichnete Kupferstich trägt die von 1446. Einige niederländische Kupferstiche
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